Das Problem, wenn ich mit jemandem streite, ist es, dass beide denken, Recht zu haben und der andere habe Unrecht.
Beim Streit geht es vor allem darum, Recht zu haben und ist deshalb nicht konstruktiv. Im Streit lassen sich Probleme nicht lösen. Streit hat eine andere Funktion.
- Man sagt, worüber man sich geärgert hat und macht somit deutlich, dass ein Konflikt besteht.
- Im Streit, oder wenn ich vorwurfsvoll spreche, möchte ich auf etwas aufmerksam machen, was für mich wichtig ist. Dabei ist die Wahl des Mittels ungeeignet. Streiten ist dafür keine Lösung.
In der Regel fühlt sich der andere angegriffen und steigt entweder in den Streit mit ein, oder zieht sich zurück. Ein Einstieg in den Streit bringt weitere Vorwürfe mit und es endet nicht selten in einer Sackgasse.
Nicht selten höre ich in den Gesprächen, dass sich einer der beiden aus dem Streit herausnehmen möchte und sich gern zurückziehen würde. Allerdings möchte der andere den Streit JETZT klären. Häufig möchte man den Streit JETZT klären, weil man befürchtet, dass es später nicht mehr angesprochen würde.
Der Spruch: „Eine Nacht darüber schlafen“ trägt viel Wahrheit in sich. Mit einem gewissen Abstand ist die Wut abgekühlt und man geht nicht mehr so „verbissen“ ins Gespräch.
In einem ruhigen Gespräch lässt es sich austauschen, was der jeweilige benötigt und es kann konstruktiv über ein Problem gesprochen werden. Mit etwas Abstand erreicht man häufig, dass ein Streit nicht eskaliert.
Einige Paare setzen das gelernte bereits erfolgreich um. Mir wird berichtet, dass sie spazieren gehen, laufen gehen, sich in einen anderen Raum zurückziehen oder sogar Hausarbeiten erledigen.
Wichtig hierfür ist, dass man sich eine Regel aufstellt. Wenn jemand seine Ruhe benötigt um Abstand zum Streit zu bekommen, dann sollte dies kommuniziert werden. Mit dem Abstand wird es zu einem Gespräch kommen, wo das Thema besprochen und der Streit gelöst wird.
Wenn die/der Gegenüber dies weiß, kann die Person ebenfalls aus dem Streit aussteigen und die Gefühle sortieren, so dass diese im Anschluss ruhiger beschrieben werden können.
Mike Grohmann, Bielefeld, 13. August 2012