Paartherapie & Eheberatung Blog-Beitrag Ist das so? Frauen wollen reden und Männer nur Sex

Ist das so? Frauen wollen reden und Männer nur Sex


Es ist natürlich nur ein Klischee, es ist nicht Geschlechterabhängig, wie gern man Sex hat, wie oft man daran denkt oder gern Sex haben möchte. Dennoch sieht es so aus, als stecke sehr viel Wahrheit in diesem Klischee.

In diesem Beitrag möchte ich gern ein wenig Aufklärung betreiben, welche es nicht in der „Bravo“ gab oder gibt. Ja, auch ich habe damit angefangen.

Häufig haben Frauen den Eindruck, dass ihre Männer nur an Sex denken und nicht an die Bedürfnisse der Frau. Die Männer verstehen ihre Frauen nicht, weil sie nicht nachvollziehen können, warum die Frau lieber viel mehr reden möchte, als sich körperlich nahe zu kommen. Sex ist tiefes Vertrauen und kann enorm viel Stress abbauen.

Allerdings ist es nicht immer bei dieser Rollenverteilung. Es gibt durchaus auch Paare, wo es genau anders herum ist. Wo die Frau den größeren Wunsch nach Sexualität hat, während der Mann nicht möchte. Der Grund bei Männern liegt allerdings häufiger darin, dass es Stress auf im Beruf gegeben hat. Wobei es wohl zwischen 80% und 90% liegen mag, dass sich der Mann mehr Sexualität wünscht.

Bei der Frau ist die Sexualität ein natürliches Bedürfnis, welches leichter zugänglich ist, wenn in der Beziehung alles stimmt.

Sobald bei der Frau in der Beziehung zum Partner alles stimmt, dann hat sie ebenfalls den Wunsch nach Sex. In der Anfangszeit der Beziehung hat alles gestimmt, also gab es auch regelmäßig Sexualität. Das verliebt sein lässt über viele Dinge hinweg sehen, allerdings kommen mit der Zeit auch Probleme in die Beziehung. Wenn diese nicht aufgeklärt werden, dann stimmt es nicht mehr und es müssen manche kleine Momente herhalten um die Lust zu entfachen. Insbesondere wenn es in der Beziehung Kinder gibt, lässt die Lust auf Sex bei der Frau schnell mal nach.

Je länger die Beziehung andauert, spätestens wenn man Kinder bekommt, wird das Leben komplexer und verändert sich in allen Belangen. Die Gespräche verändern sich, denn viele Paare haben es nicht gelernt, über die Veränderungen im Gespräch zu sein und sich über die eigenen Gefühle und Erlebnisse auszutauschen.

In meinen Gesprächen mit den Frauen hat sich herausgestellt, dass die Frauen selbst nicht wissen, was, wann passiert ist, dass die Lust auf Sex ausbleibt. Irgendetwas stimmt nicht, aber es ist nicht benannt, bzw. herausgefunden WAS nicht stimmt. Es gilt also herauszufinden was nicht stimmt. Hierbei ist es wichtig, dass der Wunsch des jeweiligen Partners nach Sex, als Druck empfunden wird.

Verständnis und Austausch

Wenn der Mann auf die Gefühle der Frau eingeht, die Nöte und Gedanken aufnimmt und die Frau sich verstanden fühlt, findet das Verständnis und der Austausch statt. Frauen reden oftmals lieber mit der Freundin oder einem Freund, wo sie sich verstanden fühlt. Wenn diese Gespräche in der Partnerschaft stattfinden können, braucht sie mit den Anliegen nicht immer zur Freundin zu gehen und das Vertrauen wächst. Hierbei ist es sehr wichtig, dass der Mann nicht mit Tipps reagiert, sondern sie emotional abholt.

Gemeinschaft und Zusammenspiel

Wenn man gemeinsame Kinder hat, dann sollte es bei den Paaren eine gemeinsame Aufgabe sein, für die Kinder Verantwortung zu übernehmen. Es ist nicht so, dass man sich die Verantwortlichkeit auf 50 / 50 aufteilt, allerdings in der gemeinsamen Zeit zu Hause sollte es für beide die gleiche Verantwortung sein. Wenn die meiste „Arbeit“ mit den Kindern an der Frau hängen bleibt, dann empfindet sie den Wunsch nach Sex ebenfalls als Stress und Druck. Dann fühlt es sich für die Frau so an, als sei es eine weitere Aufgabe, welche sie noch leisten müsse.
Dahingegen ist ein Zusammenspiel des Paares sogar etwas, wo die Frau den Wunsch nach Sexualität verstärkt empfinden kann. Ein Mann der Verantwortung übernimmt, wirkt in den Augen der Frau als eine positive Unterstützung und nicht als Mehrbelastung. Wenn beide an einem Strang ziehen, erzeugt es Verbundenheit und lässt Nähe zu.

Wertschätzung

Eigentlich erscheint es jedem klar, dass bei Streitigkeiten mit Abwertung und Beleidigung sehr viel negativer Stress aufgebaut wird. Wenn negativer Stress aufgebaut ist, dann ist der Wunsch nach Sexualität nicht vorhanden. Die Frau fühlt sich instrumentalisiert und geht davon aus, dass es dem Partner nur um die Befriedigung seiner Lust geht und nicht um die Frau. Natürlich geht es beim Sex auch um die Befriedigung der Lust, allerdings wäre es in einem solchen Fall egal, ob der Mann mit seiner eigenen Frau oder eine fremde Frau schläft. Es geht dem Mann aber um den Sex mit seiner Frau.
Statt zu streiten, braucht das Paar eine Strategie um Konflikte zu lösen. Wenn es zu einem Streit kommt, wäre ein Streitstopp eine mögliche Strategie, um die Phase von Abwertung und Beleidigungen zu verhindern.

Nein zum Sex ist keine Ablehnung gegen den Mann

Entgegen der Empfindung bei einigen Männern, ist ein nein zur Intimität, keine Ablehnung gegen den Mann. Männer reagieren aber häufig mit Verärgerung oder mit Rückzug, da sie sich in Gänze abgelehnt fühlen. Wenn es dann zum Sex kommt, um seinen Partner nicht zu verletzen, läuft man Gefahr, sich ein weiteres Problem zu schaffen. Mit der Zeit entsteht bei der Frau der Eindruck, dass es dem Mann nur um den Körper geht und nicht um die Frau. Damit wächst ein innerer Widerstand gegen die Sexualität. Wie bereits oben geschrieben, muss bei der Frau alles stimmen um natürliche Lust zu empfinden. Wenn es allerdings ein erdulden der Sexualität ist, dann nimmt die Lust auf Sex bei der Frau natürlich ab. Nicht nur in dieser Situation, sondern generell. In diesem Fall sind das Gespräch und der Austausch über die persönlichen Empfindungen sehr wichtig. Hierbei hilft dann auch häufig der Weg zum Paarcoach.

Es gibt weitere Themen, die den Wunsch nach Intimität versiegen lassen

Weitere Gründe, welche den Wunsch nach Sexualität verhindern, sind sehr häufig auf der Ebene der Emotionen und in der Kommunikation zu finden. In manchen Fällen hat es auch mit der Sexualität an sich zu tun, aber viel seltener als Männer dies vermuten würden.

Männer sind schneller und leichter für Sex zu haben

Sieht man bei Männern einmal genauer hin, dann ist der Wunsch nach Sexualität sehr viel unkomplizierter und der Zugang zu Sexualität könnte man mit dem Umlegen eines Schalters vergleichen. Vor allem, im Gegensatz zu den Frauen, gibt es beim Mann „nur“ einen Schalter. Der Wunsch nach Intimität ist bei den meisten Männern viel präsenter. Bei den Männern sind die gemeinsamen Alltagsprobleme auch weniger beeinträchtigend. Der Grund für diese Unterschiedlichkeit hat biologische Gründe. Die Frau „sucht“ sich einen Mann der „zu gebrauchen“ ist und der Mann sucht nach Fortpflanzungsmöglichkeiten. (Sehr vereinfacht und abwertend gesagt!!) Doch dies ist die Begründung für die Missverständnisse zwischen Mann und Frau. Hat der Mann seine Frau gefunden, muss er bei ihr weiterhin beweisen, dass er der richtige Mann ist, während sie sich nicht mehr beweisen muss. Der Grund darin liegt in unserem Gehirn.

Steht dem nicht entgegen, dass es Paare gibt, bei denen es umgekehrt ist?

Nein, denn wir sind nicht alle gleich. Natürlich gibt es auch Frauen die gern Sex haben und die Initiative ergreifen, wohingegen der Mann nicht möchte. Auch hier ist es für die Frauen belastend, weil sie diese Ablehnung der Intimität dahingehend empfindet, weniger wahrgenommen und begehrt zu sein. Das Thema ist bei den Männern häufig sehr unangenehm und sie schieben es beiseite. Bei den Männern ist es noch ein Tabuthema, wobei sie sich selbst damit entschuldigen, derzeit viel Stress auf der Arbeit zu haben. Doch der Stress auf der Arbeit wird immer ein ähnlich hohes Level behalten.
Dennoch ist es hier sehr wichtig, dass der Mann im Austausch mit seiner Frau ist. Männer können beispielsweise Techniken zur Stressbewältigung und Abgrenzung erlernen. Der Druck, dass Männer funktionieren müssen, lähmt sehr häufig. In diesem Fall ist ein Austausch auch sehr wichtig, damit die Frau diesen Druck versteht und auch nehmen kann.

Intimität als Ausdruck von Liebe und Wertschätzung

Bei mir in der Paarberatung habe ich sehr gute Erfahrungen damit gemacht, den Paaren dabei zu helfen, den Wunsch nach Sexualität auch als Ausdruck von Liebe und Wertschätzung zu verstehen. Wie bereits erwähnt, ist es nicht wichtig seine Lust zu befriedigen, sondern sich in der Partnerschaft mit Intimität zu begegnen. Der Mann möchte nicht einfach nur Befriedigung, sondern Sexualität mit seiner Frau. Der Wunsch nach Sexualität entsteht, weil man dadurch die Nähe erzeugen möchte und dem anderen Menschen Liebe zu geben. Für die Frau ist es häufig schwieriger dieses als solches zu erkennen. Wie bereits oben geschrieben, führen die Erfahrungen der Frau in der Beziehung, häufig zu anderen Empfindungen.

Wenn Sie diese Themen bei einer Frau beachten, dann fühlen sich die Frauen ihrem Mann nah und verbunden, was die Bereitschaft für Sexualität erzeugt. Um diese Themen noch genauer zu verstehen und wie Sie darauf achten können, erarbeite ich gern mit Ihnen in persönlichen Gesprächen.

Mike Grohmann, Porta Westfalica, 24.02.2013

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