Dolmetscher, Dolmetscherin
Person, die berufsmäßig Äußerungen aus einer „fremden Sprache“ übersetzt
In meiner Tätigkeit als Paarcoach bin ich in der Regel der Dolmetscher für die jeweiligen Männer und Frauen, welche zu mir kommen. Meine Arbeit besteht darin, Missverständnisse zu erkenn und zu übersetzen, damit diese aus dem Weg geräumt werden können. Ebenso gilt es für mich, zu übersetzen, was der jeweils andere damit gemeint hat.
Durch meine Tätigkeit als Paarcoach klären sich viele Überzeugungen auf, die sich mit der Zeit gebildet haben, indem man erkennt, was der andere wirklich damit meinte.
Ich bin als Coach für das Verständnis in der Kommunikation des jeweiligen Paares füreinander und untereinander sensibilisiert.
Ein Beispiel aus meiner Praxis: Ein Paar, welches schon etwas länger zusammen ist, erzählte mir von ihren Problemen miteinander. Sie fühlt sich nicht wahrgenommen und hat das Empfinden, sie sei nicht mehr wertvoll genug für ihn. Er fühlt sich an allem Schuld und unverstanden.
Zur Situation: Durch die Arbeit hatte er wenig Zeit für die Frau und für die Kinder. Nun hat er sein Ziel erreicht und ist in der Firma aufgestiegen. Während eines gemeinsamen Sommerurlaubs unterhalten sich die beiden darüber, wie es weiter gehen würde. Der gemeinsame Urlaub mit den Kindern läuft so entspannt, dass sogar die Zeit für die beiden gegeben ist, sich auszutauschen und intim zu begegnen.
Mit der fortgeschrittenen Zeit erkennt die Frau, dass es den gewohnten Alltag bald wieder geben wird. Also fragt sie ihren Mann, wie er sich zukünftig die gemeinsame Zeit vorstellt.
Seine Antwort: „Ich weiß es noch nicht.“
Die reine Sachinformation hieraus ist: Durch die „Unbekannte“ – neue Position und neue Aufgaben, weiß er noch nicht, wie seine Arbeit ausfallen wird. Er muss es sich erst anschauen.
Sie hat verstanden: Der Alltag wird evtl. noch weniger Zeit für sie und die Kinder bereit halten, da die neue Position aufwendiger sein wird.
Sie zogen sich beide daraufhin zurück und dachten: Sie: Dass er keine Zeit mit ihr verbringen will und sie ablehnt und es wieder so wird wie früher, als er viel arbeitete und wenig Zeit für sie beide hatte. / Also fragt sie ihn: Und wo bleibe ich?
Er: Dass es besser sei, ihr aus dem Wege zu gehen, weil er den Vorwürfen aus dem Weg gehen wollte.
Herausgekommen ist in dem Paarcoaching: Seine Prioritäten haben sich verändert und er möchte nicht mehr so viel arbeiten wie früher. Er wolle jetzt mehr Zeit mit seiner Frau und den Kindern verbringen. Seine Arbeitssituation ist ihm allerdings noch nicht klar, so dass er einfach noch nicht genau weiß, wie das konkret aussieht.
„Und wo bleibe ich?“ ist ein Vorwurf
Sie hat die Frage so formuliert, da sie befürchtet, dass es wieder wie früher werden könnte.
Ich erklärte ihr daraufhin, dass seine Antwort „das weiß ich noch nicht“ und das nicht konkreter darauf antworten, lediglich ausdrückte, dass er den Vorwurf nicht wollte und es nicht seine Absicht war ihr damit zu sagen, dass er SIE nicht wollte. Er stimmte Wahrnehmung zu. Meine Erklärung ließ sie es nun ebenso sehen und verstehen.
Hier wurden zwei unterschiedlichen Sprachen gesprochen, ohne es wissentlich zu wollen. Beide waren glücklich darüber, dass sie sich gegenseitig lieben und zusammen sein wollen. Die Erkenntnis, dass sie beide ein Miteinander für die Zukunft planen, hat sie sehr erleichtert.
Meine Aufgabe ist es, als Dolmetscher und „Dozent“, die Paare dazu zu befähigen, sich ihre Sprache gegenseitig beizubringen und zu verstehen. So werde ich nach und nach nicht mehr gebraucht. Auch wenn es zukünftig Missverständnisse geben wird, so werden diese Paare in der Lage sein, mit den erlernten Strategien und Methoden, diese selbst zu lösen.
Mike Grohmann, Bad Oeynhausen, 06.12.2013