Wenn wir das Wort Paartherapie hören, denken die meisten an zwei Menschen, die gemeinsam mit einem Therapeuten oder einer Therapeutin über ihre Beziehung sprechen. Doch was passiert, wenn nur eine Person bereit ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen? Ist eine Paartherapie allein möglich – und macht das überhaupt Sinn?
Warum es manchmal nur eine*r schafft
In vielen Beziehungen gibt es Phasen, in denen einer der Partner den Wunsch nach Veränderung stärker verspürt als der andere. Gründe, warum nur eine Person zur Therapie geht, können vielfältig sein:
- Der Partner oder die Partnerin lehnt die Therapie ab („Wir haben doch kein Problem“).
- Es gibt Scham oder Angst vor Konfrontation.
- Die Beziehung ist unsicher, und ein Partner möchte sich selbst klarer werden.
In solchen Fällen bedeutet das nicht, dass man tatenlos bleiben muss. Auch allein lässt sich viel bewegen.
Was bringt eine „Paartherapie allein“?
Eine Einzeltherapie mit Fokus auf die Beziehung kann:
- helfen, eigene Muster und Anteile in Konflikten zu erkennen,
- Klarheit über eigene Bedürfnisse und Grenzen schaffen,
- neue Kommunikationsstrategien erarbeiten, die sich positiv auf den Partner auswirken,
- die Fähigkeit stärken, anders zu reagieren – und dadurch eine Veränderung in der Dynamik anzustoßen.
Oft reicht es schon, wenn eine Person beginnt, etwas anders zu machen, damit sich das Miteinander spürbar verändert.
Grenzen des Alleingangs
Natürlich ersetzt eine Einzeltherapie nicht die gemeinsame Arbeit an der Beziehung. Bestimmte Themen – wie tiefsitzendes Misstrauen, wiederholte Verletzungen oder Entscheidungen über die Zukunft – lassen sich nur im Dialog klären. Deshalb ist es immer hilfreich, wenn der andere Partner zu einem späteren Zeitpunkt doch bereit ist, dazuzukommen.
Fazit
„Paartherapie allein“ mag auf den ersten Blick widersprüchlich klingen. Doch sie kann ein wertvoller Schritt sein, um Klarheit zu gewinnen, eigene Muster zu verändern und dadurch Impulse für die Partnerschaft zu setzen. Manchmal ist es genau dieser Schritt, der langfristig die Tür öffnet, damit auch der andere Partner bereit wird, sich einzubringen.